GENERATION UNACHTSAMKEIT

Meine Bushaltestelle befindet sich an einer Hauptverkehrsstraße 3 Minuten von meiner Wohnung entfernt. Um zu der Bushaltestelle auf der gegenüberliegenden Seite zu gelangen kann man zum einen über eine Ampel oder über eine Verkehrsinsel gehen. Eine Mutter mit zwei kleinen Kindern hat sich für den bequemsten Weg entschieden, sie überquerte die Straße ohne eine von den beiden Varianten zu benutzen. Ich schätze das Alter der Kinder auf 3 und 6 Jahre. Beide Kinder waren mit Scootern bewaffnet. Hatte der ältere Sohn sein Gerät schon einigermaßen unter Kontrolle, so fiel es dem jüngeren Jungen sichtlich schwerer den Scooter über die Straße zu bewegen. Unbeholfen wie er war versuchte er sein Fortbewegungsmittel sicher über die Straße zu bringen. Stolperte vermehrt, zog den Scooter hinter sich her, legte ihn kurzzeitig ab. Diese Handlungen wurden mitten auf einer Hauptverkehrsstraße getätigt.

Voller Entsetzen über die Fahrlässigkeit der Mutter und dem Unverständnis, dass sie das Kind hinter sich herzieht, übte ich mich in Radikaler Akzeptanz. Allerdings konnte ich mich nicht ganz gegen ein lautes „echt jetzt“ wehren.  Ich  frage mich immer was sich in den Köpfen der Menschen verändert hat. Ist es der Versuch sich der Hektik und den Gefahren in der Stadt anzupassen? Oder sind es vielmehr die fehlenden Ressourcen sich mit Achtsamkeit seinen Mitmenschen zu begegnen?  Vielleicht ist es auch das Dilemma, das man mit sich in der heutigen Zeit zu sehr beschäftigt ist, als das man die Bedürfnisse seines Gegenübers wahrnimmt. Ich habe diesen Artikel bewusst mit dem Titel  Generation Unachtsamkeit beschrieben.

Wir müssen wieder lernen achtsam und respektvoll miteinander umzugehen. Wie ein Kind, das laufen lernt. Welches die Natur erkundet und neugierig für Neues ist. Wir müssen lernen Bedürfnisse wahrzunehmen, unsere eigenen aber auch die der anderen Menschen in unserer Umgebung.

Wann haben sie sich das letzte mal die Frage gestellt: „wie geht es mir“?

WEGE

Es gibt viele Wege. Manche sind breit oder schmal. Manche steinig oder gut asphaltiert. Einige Wege werden von Bäumen begrenzt, wie eine Allee schlängeln sie sich dem Horizont entgegen.
Es gibt keinen Weg der identisch ist, aber eins haben alle gemeinsam, sie führen uns Menschen. Einige Wege führen uns in Richtung Ziel andere in die Passivität und Orientierungslosigkeit. Viele Wege kreuzen sich und man kann wählen welchen Weg man einschlagen möchte.
Wege können auch heimtückisch sein. Es können diejenigen sein, die so gut zu begehen sind, die vermeintlich gut gepflegt erscheinen. Diese Wege sind weder steil noch gehen sie bergab. Breite Wege ermöglichen das wir schnell gehen können ohne den Menschen, die uns entgegen kommen,auszuweichen. Aber bringen Sie uns an unser gewünschtes Ziel? Ist es nicht vielmehr so, dass wir uns von der vorgespielten Leichtigkeit beeinflussen lassen?
Der steinige und unbequeme Weg ist oberflächlich betrachtet nicht besonders attraktiv und gibt einem vielleicht das Gefühl des sich verlierens. Aber besitzt er nicht ein hohes Maß an Authentizität? Gewiss, er ist nicht leicht zu gehen, aber er zeigt uns wer wir sind und was wir alles in uns tragen. Er fordert uns heraus, bringt uns an unsere Grenzen und läd uns zum Nachdenken und zur Reflexion ein.
Ich glaube, wir Menschen lassen uns schnell beeinflussen und hinreißen von Modernisierungsprozessen in unserer Gesellschaft. Uns wird versucht glaubhaft zu machen, dass wir es leichter und sicherer haben, wenn wir ein modernes Auto fahren, das beste Smartphone, die Wohnungsbeleuchtung und die sich darin befindenden Elektrogeräte aus der Ferne steuern können. Einen Fernseher besitzen, der uns dank neuster Technologie noch schärfer sehen lässt. Wie die Lemmige laufen wir auf diesen Weg. Ohne darüber nachzudenken, welche wunderschönen Momente, Begegnungen und Abenteuer uns durch das Betreten des Weges verloren gehen.
Hand aufs Herz, wann sind sie das letzte mal über einen Waldweg gelaufen und sind ohne weiter darüber nachzudenken, einfach rechts oder links Abseits des Weges gegangen? Waren dabei behutsam mit den kleinen Pflanzen, den neuen Trieben? Haben bewusst einen Schritt nach dem anderen gemacht und sich auf die Natur konzentriert? Haben nach neuen Wegen gesucht und dabei Bäume und Pflanzen entdeckt, die sie auf dem bequemen Weg nicht hätten sehen können?
Ich stelle mir immer wieder die Frage was benötige ich um glücklich, ausgeglichen und zufrieden zu sein? Welche Wege möchte ich gehen?

Betrieben von WordPress | Theme: Baskerville 2 von Anders Noren.

Nach oben ↑